»Eine zunehmende Systematisierung und eine integrale Planung, auch mithilfe der Digitalisierung wird die Holzbauweise auch für größere Bauvorhaben immer interessanter machen.«
Was ist ihrer Meinung nach die größte Wissenslücke bzw. das größte Vorurteil von Kunden, Planern und der Allgemeinbevölkerung in Bezug auf den Holzbau?
Aus technischer Sicht sind Themen wie Brandschutz, Schallschutz und Feuchteschutz beim Holzbau immer noch mit Vorurteilen behaftet. Ich bin jedenfalls der Meinung, dass diese Punkte bereits weitestgehend gelöst sind. Durch eine frühzeitige Planung und Integration von Expertise entstehen qualitativ hochwertige Holzgebäude, die locker mit dem Massivbau mithalten könnten.
Unsere Aufgabe als gemeinnütziger Wohnbauträger ist es leistbaren Wohnraum zu schaffen, und der Holzbau hat, leider nach wie vor den Ruf einer kostenintensiven Bauweise. Die Vielfalt im Holzbau erschwert es manchmal, eine einfach und gut funktionierende, allgemeingültige Lösung zu finden. Dadurch entstehen immer wieder “Prototypen”, was die Kosten nach oben treibt. Es bietet sich gerade im Holzbau an, Regeldetails und Standards zu definieren, auf die man immer wieder zurückgreifen kann. Solche “Schubladenlösungen” verringern nicht nur den Planungsaufwand, sondern auch die Fehleranfälligkeit, wenn sie sich erst einmal etabliert haben.
Was verstehen Sie überhaupt unter Großvolumig in Bezug auf den Holzbau? Welche technischen Lösungen werden derzeit hauptsächlich für großvolumige Holzbauten verwendet?
„Großvolumig“ ist natürlich ein dehnbarer Begriff. Erfahrungsgemäß sind Kleinwohnanlagen unter 12 Wohneinheiten wirtschaftlich relativ schwer umzusetzen. In Tirol sind Projekte mit über 70 Wohnungen eher die Ausnahme. Eine repräsentative Größe für eine Wohnanlage außerhalb der Landeshauptstadt Innsbruck liegt zwischen 18 und 24 Wohnungen. Solche Bauvorhaben werden meist mit drei Geschoßen, also E+2 realisiert, wobei in Zukunft eher E+3, also 4 oberirdische Geschoß, aufgrund höheren Dichten und geringerem Flächenverbrauch geplant werden sollten. Ich bin der Meinung, dass sich der Holzbau dafür hervorragend eignet. Je nach Grundstückbeschaffenheit oder Topografie ist entweder ab der Tiefgarage oder nach dem Sockelgeschoß die Holzbauweise entweder in Brettsperrholz- oder in Holzrahmenbauweise derzeit bis zu 4 Geschoßen sehr sinnvoll anwendbar. Dabei ist auf sorgfältig geplante und gut ausgeführte Übergänge der Gewerke besonders zu achten. Die unterschiedlich hohen Toleranzen zwischen Ausführung auf der Baustelle und Vorfertigung im Werk gilt es dabei zu berücksichtigen. Insgesamt muss in Zukunft integraler gedacht, geplant und gearbeitet werden, auch um Bauprozesse effizienter zu gestalten und dabei die wertvollen Facharbeiterstunden richtig einzusetzen.
Wohin wird sich der Holzbau in Zukunft entwickeln? Welche Chancen sehen Sie im großvolumigen Bauen mit Holz?
Eine ganzheitliche Betrachtungsweise über eine Lebenszyklusanalyse ist für langfristig und nachhaltig gedachte Investitionen in unseren Immobilienbestand von enormer Wichtigkeit. Nur kurzfristig die Investitionskosten zu betrachten wird meiner Meinung nach in Zukunft zu wenig sein. Wir als Bauträger versuchen die entsprechende Ausführungsqualität durch interne Standards und zusätzlich Deklarationen und Zertifizierung (z. Bsp. klimaaktiv) zu gewährleisten und zu sichern. Der Holzbau ist derzeit im Bereich der Sanierung und Nachverdichtung bereits etabliert, wenn man vor Allem an Aufstockungen oder Baulücken denkt. Eine zunehmende Systematisierung und eine integrale Planung, auch mithilfe der Digitalisierung wird die Holzbauweise auch für größere Bauvorhaben immer interessanter machen. Holz als ökologischer und lokal nachwachsender Baustoff leistet einen wichtigen Beitrag zur Klimapolitik.